Die freien Dalish

Als eines der letzten Urvölker Mylias besiedeln seit Jahrhunderten die kosmisch geprägten Stämme der Dalish die noch größtenteils unerschlossenen Gebiete der Dales-Inseln - deshalb unerschlossen, weil die Stämme in der Regel ungehalten auf ungebetene Gäste und Eindringlinge reagieren. Der Rest der Welt, so sie überhaupt von diesen Zeitgenossen weiß, hat das Bild eher zurückgezogener Eigenbrötler vor sich, die zwar unnahbar sind, aber sich dafür auch nicht in fremde Angelegenheiten einmischen. Die wenigsten Details der Kultur und Geschichte der Dalish, die nicht der Zivilisation anheim gefallen sind, sind bekannt und werden auch nur mündlich innerhalb der Stämme weitergegeben und gewahrt, weil es der Stolz dieses Volkes ist, sich seinen Glauben und die Freiheit niemals nehmen zu lassen.

Die Aufgabe, die Geschichte und Bräuche an die nächste Generation weiterzugeben, ist Aufgabe des Hüters eines Stammes, dem sogenannten Yenan. Es ist hierbei egal, welchen Geschlechts der Hüter angehört, die Auswahl folgt strengen Kriterien und langen Prozessen der Ausbildung und Schulung von Körper, Geist und Seele. Die Yenan sind die spirituellen, aber auch 'militärischen' Anführer ihres Stammes und nur dem Yena'then untergeordnet, so es einen solchen gibt - bei Streitigkeiten unter Yenan werden diese mit den gleichen Prüfungen geklärt, die sie vor ihrer Weihe bestreiten mussten - der bessere bekommt Recht. Yenan sind die fähigsten Magier und in der Regel auch intelligentesten Taktiker eines Clans, ihre Hauptaufgabe ist jedoch, die Folklore zu wahren und ihren Stamm in Sicherheit zu bewahren, insbesondere bei schwierigen Meeresquerungen kann eine Fehlentscheidung den Tod einer ganzen Sippe bedeuten. Und so viele Dalish gibt es nicht, dass man sich dies leisten könnte.

Das Haupttransportmittel der Dalish sowohl auf als auch zwischen den Inseln sind von Halla gezogene Aravel, die sogenannten Landschiffe. Diese sind quasi das bewegliche Wohnheim der Familien und Jäger, wo Habseligkeiten, die robusten Zelte und Handwerksmittel transportiert und verstaut werden können. Die Räder der Aravel können mit einigen Lederbahnen umspannt und auch im Wasser zum Steuern verwendet werden - Halla sind ebenfalls sehr gute Schwimmer und brauchen nur wenig Unterstützung bei Meerespassagen zwischen den vielen großen und kleinen Inseln. Sie sind freie Tiere, die aus eigenem Willen bleiben oder gehen können und von den Dalish verehrt und umsorgt werden. Halla-Pfleger sind so angesehen wie erfolgreiche Jäger und pflegen vor allem die Kitze der schneeweißen Tiere, gerade auf Reisen ist es deutlich sicherer für eine Hallamutter, ihren Nachwuchs sicher auf einem Aravel hocken zu haben. Es ist eine symbiotische Beziehung die seit Jahrhunderten besteht, ebenso wie die zu den Mabari-Hunden. Die Halla haben sich an die Gegenwart der Raubtiere gewöhnt, allerdings halten die Tiere stets respektvoll Abstand voneinander.

Kleidung und Körperschmuck

Mode ist nicht sonderlich relevant bei einem Naturvolk, das von Jagd und Sammeln lebt, zumeist in unauffälligen Farben gehalten und pragmatisch. Die Hauptmaterialien sind Leder, Fell und Webstoffe, manchmal auch Filz. Lediglich für Festivitäten oder Riten werden aufwändige und bunte Gewänder getragen, im Stil der stets auffälligen Aravel-Segel. Auch Schmuck hat eine große Bedeutung, denn mit der Volljährigkeit darf sich jedes Clanmitglied das Gesicht mit den Symbolen des Stammes oder seiner bevorzugten Gottheit verzieren lassen und eine Halskette tragen, die fortan als Statussymbol gelten und zeigen, ob jemand Jäger, Handwerker einer bestimmten Profession oder sonstiges ist. Die Hautfarben variieren bei Dalish von sehr hell bis sehr dunkel, der einzige Luxus an Eitelkeit, den sich Dalish gönnen, ist sich stets farblich passend zu ihrem Typ zu kleiden und entsprechend wertvolle Ausrüstung zu besitzen, wie gut ein Jäger ist erkennt man in der Regel an der Qualität seiner Waffe und der Lederart seines Gürtels. Es gilt aber als unhöflich, sich über Gebühr zu schmücken, wenn kein Fest ansteht, auch ist es nicht gern gesehen die Symbole mehrerer Götter gleichzeitig zu tragen. Die Trauerfarbe der Dalish ist weiß, die Kleidung für Vermählungen goldgelb, uns nur Yenan ist es erlaubt, blaue Kleider zu tragen.

Sitten und Bräuche

Neben sehr vielen, teils zwischen den Clans leicht variierenden Riten zur Verehrung der Götter gibt es einige fest verankerte, unveränderliche und allgemeine Bräuche, die vor allem von den Yenan gewahrt und durchgeführt werden. Ein Kernelement hierbei stellt ein aus verschiedenen Pflanzen und Tiergiften hergestelltes Gebräu dar, genannt Sabrae, das sich stark bewusstseinserweiternd auswirkt. Erst mit der Zeit gewöhnt sich ein Hüter daran und kann erst in Folge der Verträglichkeit auch wirklich als Yenan akzeptiert werden, denn dieser Titel bedeutet so viel wie "Träumer". Der Glaube besagt, dass dieses Mittel hilft, die Zukunft zu sehen und die Stimmen der Götter zu hören, was als unabdinglich gilt um drohendes Unheil rechtzeitig zu erkennen und den richtigen Pfad zu wahren. Zu Neumond, bei Vermählungen, Totenfeiern und den Feiertagen der jeweiligen Gottheiten und der obersten Mutter Elv'eheraan wird Sabrae getrunken und der darauffolgende Schlaf eines Yenan gilt als heilig und darf unter keinen Umständen gestört werden. Die Bilder die aus diesem Traum verbleiben, geltend als Wegweiser für den Stamm in der kommenden Zeit, beziehungsweise für das junge Paar oder die Familie eines Verstorbenen.

 

Über den Glauben der Dalish ist nicht einmal in der Zivilisation der Dales viel bekannt und das Meiste nur dank zurückgelassener oder zerstörter Kultstätten entdeckt worden. Ihre Kultur rankt sich um viele Geister und Verkörperungen der Natur mit unzähligen Namen und manchmal auch Gesichtern je nach Stamm, doch die fünf obersten Götter sind einheitlich. Die kosmische Urmutter Elv'eheraan, dargestellt meist als blattloser Baum in dem eine Eule sitzt, schuf das Gleichgewicht in den elementaren Gewalten und teilte ihre Macht mit ihren vier Kindern, die jeweils einem Sayar entsprechen und das Gegenstück zu diesen bieten. Sie bestehen aus Fen'Harel, dem Schreckenswolf (Auú'taka), Abellazan, der Quell der Trauer (Velamin), Ennah'la, der zerrissene Schleier (Cuna) und Skiral, der Nichtsschreiter (Katton). Sie werden sowohl in menschlicher als auch tierischer Form dargestellt und die sie verkörpernden Tiere gelten als heilig. Fen'harel wird in Gestalt eines Jägers oder eines Malliskor (Ur-Mabari bzw die Wolfsrasse von der dieser abgezüchtet wurde), Abellazan wird verkörpert durch ein jugendliches Mädchen ohne Nase und Mund oder aber ein Kanaan, Ennah'la durch eine zierliche Frau im Trauerschleier oder ein Rokouron, und Skiral zeigt sich als kleiner Junge mit Hüterstab oder als Tasvallan (artverwandt mit Halla). Die mit diesen Gottheiten verbundenen Tiere zu sehen bedeutet in der Regel Unglück, sie verkörpern das Negative des Manastroms, das für Dalish im Vordergrund steht, nur wenige Aspekte ihrer Lehren beziehen sich auch auf die positiven Aspekte.

Virin

Das typisch dalishartige Virin ist extern schwerpunktartig von negativer und neutraler Prägung - fast keine Familie hat starke Ausprägungen in positivem Virin und es wird auch kaum geschult, sodass sich über die Jahrhunderte eine stärkere negativ-offensive Affinität entwickelt hat. Die positiven Aspekte sind jedoch intern gut entwickelt, das bedeutet, sie ermöglichen eine gute Resistenz und Heilung, und verhindern dass das so negativ geprägte Umfeld sich nicht schädlich auswirkt, die wenigsten jedoch können es gut nach außen oder auf andere wirken. Die kosmischen Mächte werden als Gegengewicht gesehen zum Elementaren, allerdings wird darauf geachtet, möglichst keine Vermischung des an Móru-Reinheit grenzende Blut der Jahrhunderte abgeschieden lebenden Dalish mit Aúm/Asha'bellanar oder elementar geprägten Nuya einzugehen. Solche Nachkommen gibt es zwar und sie werden auch nicht verstoßen oder ausgegrenzt, doch ehelichen und Kinder zeugen können sie meist nur mit anderen elementar Geprägten. Sie sind jedoch geschätzte Begleiter der Nomaden dank ihrer Fähigkeit, die Naturgewalten zu beherrschen.

Der Fokus jedoch dieses kosmischen, ursprünglichen Volkes liegt auf dem Erbe der Urmutter Elv'eheraan, dem Glauben daran und den damit praktizierten Riten, Virin und Spirituelles sind untrennbar miteinander verknüpft. Ähnlich den Astarothe wird Schattenmana in allen Formen und Konsistenzen angewandt, sowohl zur Jagd als auch im Kampf oder schlichtweg um sich durchs Gemüse zu schlagen.

 

Dem Volk der Dalish liegen einige besondere Fähigkeiten in der Wiege, die zwar virinisch begründet sind, aber kaum/nicht in anderen Kulturen vorkommen und eine vererbliche Komponente besitzen. Die noch am ehesten in ähnlicher Form bekannte Art ist das Fertigen der sogenannten Vallas'lin, Tätowierungen in der den Dalish eigenen Blutschrift. Hierfür wird eine gute neutrale Prägung benötigt und die Tätowierer der Dalish sind verehrt und geschätzt. Die mit Blut, speziellen Zutaten und Farbe gemischte Tinte wird mitsamt Virin unter die Haut gewoben und kann sowohl schlichte, auf Virin reagierende Zier sein, als auch dauerhaft Körper und Virin des Trägers beeinflussen. Durch die Blutkomponente kann im Prinzip wie eine Art Vú'piir etwas mit diesen Linien geflochten werden, schwach ausgeprägte Talente unterdrückt oder starke gefördert werden - jedoch auch virinische Instabilitäten oder ähnliches behandelt werden. Der derzeitige Yena'then durchlief keine reguläre Ausbildung und trägt daher viele stabilisierende und kontrollfördernde Vallas'lin, um die anwachsende Ausprägung seines Virins unterstützen und die Gefahr für sich und andere minimieren zu können. Vallas'lin verbrauchen sich mit der Zeit und verblassen, wenn sie aktiv genutzt werden, und sind nicht dauerhaft wie Vú'piir. Meist erhalten Jugendliche ihr erstes Vallas'lin parallel mit ihrer ersten erfolgreichen Jagd oder einer vergleichbaren Leistung - dieses ist dann in der Regel am Unterarm oder an den Händen, sehr schlicht und lediglich als Glücksbringer-Code gewoben. Erwachsene Dalish, die sich für eine Gottheit oder ein Motiv das ihnen viel bedeutet, entschieden haben, lassen sich das im Gesicht tätowieren - doch auch psychische Unruhen, Störungen und sonstiges lässt sich mit Blutschriften am Kopf behandeln.

Die zweite, weit weniger verbreitete Fähigkeit ist die der sogenannten Schattenläufer, im eigenen Volk Nesshiral genannt (Anwender der Fähigkeit heißen unabhängig vom Geschlecht Nesshirne/ pl. Nesshiri). Diese meist einer alten Blutlinie entstammenden Dalish verstehen sich darauf, eins mit der Natur zu werden - wortwörtlich. Sie vermögen es, sich den Blicken von Tier und Mensch zu entziehen, selbst ihr Virin verschmilzt mit jenem ihrer Umgebung und sie werden praktisch unsichtbar. Die meisten Nesshiri betätigen sich als Jäger oder zum Schutz ihrer Clans, sich meist als einzige näher an bewohnte Gebiete wagend, um ihre ungeliebten Nachbarn zu überwachen. Sie gelten als bevorzugte Kinder der Urmutter, die deshalb mit diesen Fähigkeiten gesegnet wurden - sie scheinen sich praktisch in ihrer Umgebung aufzulösen. Den meisten ist dies aber nur in der freien und ihnen vertrauten Natur möglich, ein Nesshirne wird sich niemals in der Stadt so mühelos den Blicken entziehen können wie in seinen angestammten Wäldern. Diese Fähigkeit verbraucht jedoch exponentiell Mana, denn wer die Natur nutzt, muss ihr auch etwas zurück geben und wer sich zu lange als Teil von dieser tarnt, kann sich den Legenden nach auch in ihr verlieren...

Zu guter Letzt hat die ununterbrochene Nähe zur Natur eine besondere Verbindung zu dieser entstehen lassen. Diese kann unterschiedlich ausfallen, ermöglicht aber stets eine zusätzliche Kommunikations- und Informationsebene wahrzunehmen und zu nutzen. Die sogenannten Enasae (pl. Enasaii) können aus der Natur zusätzliches Wissen beziehen, sei es durch einen Baum die natürlichen Begebenheiten eines Ortes prüfen, Erinnerungen eines besonderen Ortes abrufen, oder gar über telepathieähnliche Verbindung von ihren Mabari und Wildtieren Regungen, Instinkte und Verhaltensmuster ablesen könnend. Besonders Begabte der Enasaii sollen angeblich sogar gedankliche Befehle an vertrautere Tiere senden können.

Die Eindrücke aus der Natur sind meist in Form gespürter, gesehener oder gehörter Informationen abrufbar, allerdings muss ein Enasae auch lernen, sie richtig zu deuten. Die talentierten unter ihnen können nicht nur einen beginnenden Wetterumschwung anhand des Windes zB. hören als ein Flüstern, sie müssen dieses Flüstern auch korrekt interpretieren und wissen, ob es Grund zur Weiterreise oder zum Aufbau der Lager ist. Diese Fähigkeit ist deutlich häufiger vertreten als die der Nesshiri, aber selten wirklich stark und in der Regel sind sie ebenfalls eher unter reinerem Blut vertreten. Diese Fähigkeit kann jedoch auch von Leuten erlernt werden, die keine genetische Prädisposition haben - es würde nur Jahre dauern, auch nur das erste Flüstern oder das erste Schimmern wahrnehmen zu können.