Vorwort: Schöpfungsmythen beinhalten einen wahren Kern, können auf realen Begebenheiten beruhen, entsprechen aber nicht der Wahrheit und sind nur Versuche die Entstehung der Welt wie wir sie heute kennen und alles was in ihr enthalten ist, zu erklären.

I. Weltenwächter

Diese Geschichte ist in vielen Sprachen und Formen zu finden. Sie ist die bekannteste Legende über die Entstehung der Soiya, der vier Weltenwächter und des Lebens.

Vor dem Beginn der Zeit, so besagt diese Legende, lag die Welt im Chaos. Keine Lebensform exestierte und es gab nicht einmal die Weltenwächter selbst. Alles was man hätte vorfinden können, waren weite Ozeane und raue Erde. Tsunamis wüteten über Land und Meere, überschwemmten und verformten sämtliche Gebiete. Gewaltige Beben erschütterten die Welt, zerschoben ganze Berge und brachten sie zu Sturz. Vulkane vergifteten die Luft und Lavaströme verbrannten und versiegelten die Erde. Es war nicht möglich auf diesem Planeten zu leben. Die Naturgewalten wurden immer mächtiger, sie drohten die Existenz der Welt selbst zu vernichten. Doch es war nicht die Zeit des Untergangs, sondern die Entstehung der vier elementaren Essenzen. 
 
Aus dem speiendem Vulkan, entflammte einer.
Aus den Tiefen des Meeres, erwachte ein weiterer.
Im schütternden Boden erbebte sein Name.
Und im pfeifendem Winde erklang der ihre.

 

In ihnen ist die zerstörerische Urkraft gebündelt, die seit jeher die Welt vor ihrer eigenen Vernichtung bewahren sollte. Sie sind als die erste existierende Lebensform bekannt. Ihre Körper sind weder aus Fleisch und Blut, sondern aus astraler Energie - Mana. Entsprechend ihres Elementes wurden sie benannt als: Vou (Luft), Aenyur (Feuer), Ghor (Erde) und Kazhor (Wasser). Aufgrund ihrer unterschiedlichen Manaart hielten sie sich voneinander entfernt, sodass ihre unmittelbare Ausstrahlung sich zu konzentriert auf jeweilige Regionen ausgewirkt, mit den Jahrhunderten Länder fundamental geprägt und Klimazonen geschaffen hatte. Da die vier von jenen Wesen bewohnten Kontinente sich stark von anderen unterschieden, wie andere Welten, über die jeweils einer ihrer wachte, entstand die Bezeichnung Weltenwächter.

 

Es wüteten keine apokalyptischen Stürme mehr, doch die einzelnen Kontinente waren zu kalt, zu heiß oder zu trocken. So kam es, dass die Soiya Fragmente ihrer Macht an geschaffene Abbilder ihrer Selbst teilten, den sogenannten s (Vju), die sich nicht nur auf den Kontinenten ihrer Schöpfer, sondern auch auf jenen der anderen ausbreiteten, wodurch der Manastrom und die Natur in Einklang kamen und Leben entstehen konnte.


II. Elv'eheraan

Weit verbreitet bei fast allen Stämmen in den Dales ist die Legende der Kinder Elv'eheraans, in der Landessprache Natishan oder Sarukh genannt, die zwar Gemeinsamkeiten mit der weithin bekannten Entstehungsgeschichte Mylias aufweist, sich in einigen Punkten aber prägnant unterscheidet. So gibt es in ihrer Anschauung nicht nur die üblichen vier Wächter, sondern eine den meisten Völkern vollkommen unbekannte Komponente, genannt Elv'eheraan (richtenden Mutter).


Ihrem Glauben nach genügte es nicht, dass die Wächter sich dereinst als Abbilder in ihrer Macht verteilten, um Gleichgewicht zu schaffen, zu empfindlich wäre das Gleichgewicht, zu stark die Differenzen im Charakter jener Wesen, als dass dauerhaft ein Gleichgewicht gewahrt werden könnte. Die Aufzeichnungen eines Ostclans in den Dales beschreibt es folgendermaßen [frei übersetzt durch Dante Latha'llin, ca. 943]:

 

"Und es schwankte, bebte, mit jeder kleinen Erschütterung des Gleichgewichts rückte die >Geburt< des eigentlichen Lebens weiter in die Ferne und doch wurde es nur schlimmer. Die Gewalten, verkörperte Gegensätze, vermochten sich nicht allein in der Waage zu halten, sodass es noch lange vor der Existenz der ersten Menschen zu den ersten Kriegen der einst zur Harmonie Verdammten kam. Diese drohten bald schon, nicht nur urbar Land, Wasser zu vernichten, sondern die Welt wie sie bestand an sich zu zerstören, sodass der Wille dieser ein letztes Mal einen Gott erschuf - Elv'eheraan, die richtende Mutter. Geschaffen aus der Schlechtigkeit und der Unvereinbarkeit, dem Negativen und dem Chaos der Welt, in die sie geworfen wurde, war sie die mächtigste unter den Göttern, war sie doch aus Teilen von ihnen allen entstanden, doch ihr Zweck war nicht die Vernichtung jener, die noch vor ihr wandelten, sondern der Kontrolle ihrer Harmonie, nicht mehr und nicht weniger. Wann immer die Elemente tobten, das eine mächtiger wurde als das entgegengesetzte, war es ihre Hand, die das nahm, was das Gleichgewicht zu gefährden drohte. Mit ihrem Dasein und milden sowie strafenden Blick geriet die Welt ins Gleichgewicht, es war endlich möglich, Nährboden und Wasser zu nutzen um etwas neues zu schaffen - die Welt wie wir sie heute kennen. Nur einmal noch trat sie danach in Erscheinung, als nach den letzten Stürmen, Erdbeben, Hitzewellen und Überflutungen die Elemente einen Teil ihrer eigentlichen Kraft zurückforderten. Es wurde beschlossen, kleine Schwankungen zu erlauben, die das Element für einen bestimmten Zeitraum stärkten, im nächsten aber schwächten [Anm. d. Aut.: bezieht sich auf den Jahreszeitenwechsel und den Elementarkalender], und nach diesem Beschluss funktionierte nun die Welt so, wie sie sollte. Elv'eheraan verschwand ebenso wie die anderen Wächter, hinterließ jedoch keine Chìloe [Übers.: Vú] mit ihren Fähigkeiten, sondern gebar vier Kinder. Jedes von ihnen sollte ein Element bewahren, davor beschützen sich irgendwann den anderen beugen zu müssen, das Gleichgewicht wahren und durch die Jahrtausende hinweg ihre Bestimmung zu erfüllen. Die Kinder Elv'eheraans, namentlich Natishan oder [Textteile fehlen]..."